10 Thesen und ein Fazit für die Zeit nach der Corona-Pandemie
Die 10 Thesen
1. Globale Güter auf lokaler Ebene produzieren
In Zukunft werden wir vermehrt auf kurze, nachvollziehbare Lieferwege und regionale Produkte achten. Der globale Handel wird dennoch weiterhin eine zentrale Rolle spielen. Die Produktion von lebenswichtigen Gütern, wie Medikamenten und Lebensmitteln wird auf lokaler Ebene gestärkt! Bei bestimmten Produkten wird die regionale Verfügbarkeit wichtiger sein als günstige Produktionskosten.
2. Stärkung der Jahrhundert-Generation
Die in 1995 und den darauffolgenden Jahren geborenen Kinder werden die erste Generation sein, die ein ganzes Jahrhundert durchlebt, gestaltet und den Übergang in das nächste Jahrhundert (22. Jahrhundert) erfahren wird. Sie müssen früher und intensiver in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, um die Zukunft aktiv mitgestalten zu können: zum Beispiel ein kommunales, nationales und EU-Wahlrecht ab 14 bzw. 16 Jahren.
3. Ende des starken Individualismus
Die Individualität wurde aufgrund der Einschränkungen zur Verbreitung des Corona-Virus stark angegriffen. Gleichzeitig ist zu erkennen, dass die individuellen und persönlichen Handlungen stärker infrage gestellt und reflektiert werden: „Gefährdet meine Handlung eine Person?“ oder „Kann ich aktiv jemandem helfen?“. Der egoistische Individualismus wird altruistischen Denk- und Handelsmustern weichen, die die Gemeinschaft stärken.
4. Ende der Freiheitsgesellschaft und Beginn einer neuen Solidarität
Mit der freiwilligen Einschränkung gesellschaftsgefährdender Handlungen schwindet auch die Freiheit des Einzelnen. Der neue Fokus wird nicht im Erleben und Erfahren individueller Ereignisse liegen, sondern vielmehr in der Wahrung von Sicherheit. Ein neues Solidaritätsgefühl wird sich verinnerlichen, das die bisherigen Grenzen überwindet.
5. Neuordnung und Flexibilisierung der Arbeitsbiografie
Aufgrund des eingebrochenen Wirtschafts- und Arbeitssektors sind viele Menschen von Arbeitslosigkeit und Armut bedroht. Es wird nötig sein, die klassischen Arbeitsbiografien aufzubrechen und Möglichkeiten eines zweiten Bildungswegs/Arbeitslebens anzubieten. Besonders deutlich hat die Pandemie gezeigt, dass in den systemrelevanten Berufen (Krankenpflege, Einzelhandel, Lehre) fähiges Personal fehlt. Maßnahmen für unkomplizierte Um- und Weiterbildungen sowie günstigere Arbeitsbedingungen sollen in Zukunft vor allem diese Berufe attraktiver machen und vor massiver Arbeitslosigkeit schützen.
6. Entstehung einer neuen Gleichhaftigkeit
Die vergangenen Wochen und Monate haben uns eines gezeigt: wir sind alle Menschen. Die Gesellschaft begegnet sich nun wieder auf gleicher Augenhöhe. Das heißt jede*r weiß, dass die Pandemie jede*n treffen kann und jede*r weiß, dass er auf jede*n angewiesen ist.
7. Digitale Welt setzt sich durch
Vor allem im Bildungssystem ist zu erkennen, dass es notwendig ist, in Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Robotik und Virtual Education investieren zu müssen. Schulen und Universitäten werden nicht nur auf freiwilliger Basis Online-Seminare und -Vorlesungen veranstalten, sondern müssen digitale Möglichkeiten flächendeckend etablieren, um zum einen dem akuten Lehrermangel als auch der regionalen und sozialen Ungleichheit entgegen zu wirken.
8. Rolle der Unternehmen ändert sich: sozialer und medizinischer Auftrag
Mittlere und größere Unternehmen (z.B. ab 100 Mitarbeiter*innen) werden in Zukunft eigene Gesundheitssicherungen und –Konzepte vorhalten müssen. Das heißt, dass zum Beispiel eine eigene Krankenstation vorhanden sein wird, in denen die Mitarbeiter*innen bei einer Pandemie oder Ähnlichem versorgt werden. Diese Maßnahme dient der Entlastung des öffentlichen Gesundheitssystems und schafft sichere Versorgung der Mitarbeiter*innen im Unternehmen.
9. Vermeidung eines Generationenkonflikts
Der Generationenkonflikt wird einen zentralen Bestandteil bei wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Entscheidungsprozessen bilden. Um jedoch die anstehenden Herausforderungen bewältigen zu können, ist es wichtig, dass diesem Konflikt vorgebeugt wird, indem für einen friedlichen und fairen Ausgleich zwischen den Generationen gesorgt ist.
10. Überdenken föderaler und nationaler Konzepte
In der Pandemie hat sich gezeigt, dass der Föderalismus in Deutschland große Vorteile, aber auch Nachteile mit sich bringt. Hierüber muss ein Ausgleich gefunden werden. In globalen Notsituationen zeigt sich, dass föderale sowie nationale Alleingänge die Gesellschaft in Unsicherheit versetzen und letztlich ineffektiv sind. Der Nationalstaat/Zentralstaat muss sich eingestehen, dass er im Zeitalter von globalen Pandemien, Terrorismus, möglichen Nuklearkriegen und Cyberangriffen den Bürgern keine Sicherheit mehr versprechen kann. Das heißt: Solidarität und gemeinsames Handeln spielt in der globalen Welt – im Anthropozän – eine immer wichtigere Rolle.
Das Fazit
1. Die Zukunft wird sich durch die Konzentration auf das Regionale und Lokale auszeichnen, unabhängig und frei von Grenzen. Nationalistische Strömungen werden nachlassen, die Region und ein globales Verantwortungsgefühl werden gestärkt.
2. Globale Probleme wie Pandemien oder der Klimawandel müssen global gelöst werden. Hierzu ist eine absolute Transparenz notwendig!
3. Die Staatengemeinschaft ist mit der Bekämpfung des Klimawandels, dem Erhalt der Artenvielfalt und dem Wohlbefinden der Bevölkerung derart ausgelastet, dass für Kriege und territoriale Auseinandersetzungen keine Kapazitäten mehr bleiben.
4. Finanzielle und ideelle Mittel müssen für den Erhalt der Erde verwendet werden und nicht für den Bau von Grenzen und dem Führen von Kriegen.
5. Der Begriff Verteidigung erhält eine neue Dimension: Gesamtverteidigung, das heißt Zivilschutz, medizinische Vorratssicherung, Umweltschutz und Datenschutz.