Ist das Ende der vom Homo sapiens sapiens dominierten Geschichte in Sicht? Kaum 75 Jahre nach Zuses erstem programmgesteuerten Rechner erledigen unsere selbstlernenden künstlichen neuronalen Netze manche Aufgabe bereits besser als Menschen, und gewinnen dabei zahlreiche Mustererkennungswettbewerbe. Automatisch entdecken sie Tumorzellen in menschlichem Gewebe, erkennen Sprache, Handschrift, oder auch Verkehrszeichen für selbstfahrende Autos, sagen Aktienkurse vorher, übersetzen Texte, oder steuern Roboter für die Industrie 4.0. Auch die Versicherungswirtschaft ist stark betroffen, denn KI erlaubt z.B. bessere patientenspezifische Vorhersagen der zu erwartenden Kosten von Behandlungen.

„Künstliche Intelligenz wird alles ändern“

Heute schon sind unsere seit den 1990ern in München und der Schweiz entwickelten tiefen Netze Milliarden Smartphone-Nutzern zugänglich, etwa für Spracherkennung und maschinelle Übersetzung. Unsere automatischen Problemlöser werden zusehends vielseitiger, und bald über mehr rohe Rechenkraft verfügen als ein Menschenhirn; ein paar Jahrzehnte später wohl über mehr als alle Menschenhirne zusammen. Die entsprechende Lernsoftware scheint nicht weit hinterherzuhinken. Zumindest auf dem Papier gibt es bereits in meinem Labor entwickelte universelle Problemlöser, die in einem gewissen mathematischen Sinne optimal sind. Unsere formelle Theorie des Spaßes erlaubt sogar, Neugierde und Kreativität zu implementieren, um künstliche Wissenschaftler und Künstler zu bauen. Diese Entwicklung wird voraussichtlich fast jeden Aspekt unserer Zivilisation sehr rasch sehr grundlegend verändern. Und superkluge KIs werden vielleicht bald das Sonnensystem und den Rest der Galaxis besiedeln.

Prof. Dr. Jürgen Schmidhuber

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