Statement

Wir können versuchen, noch so viel Wissen unseren Kindern zu vermitteln, wie wir wollen, wenn die Speicher und die Verarbeitung ihrer Inhalte nicht dafür vorbereitet sind, ist alle Mühe umsonst. Mit der Zeugung beginnt eine sehr dynamische Entwicklung des Nervensystems insbesondere des Gehirns mit einem Maximum am Ende des zweiten Lebensjahres und einer Stoffwechselaktivität, die fünfmal höher ist als beim Erwachsenen. In dieser Zeit, sowohl intrauterin als auch in den ersten Lebensjahren, ist der Entwicklungsprozess sehr störanfällig. Nicht nur Umweltnoxen, sondern besonders jedweder mütterlicher Stress und psychische Traumata des kleinen Kindes beeinflussen die Hirnentwicklung negativ. Werden in frühester Kindheit die bereitgestellten Hirnzellen und Neuronen nicht gefordert, verkümmern sie und werden nutzlos.
Die Chancen für eine bessere Hirnentwicklung als Vorbedingung für Bildung werden nicht adäquat genutzt, weil das staatliche System frühe altersentsprechende vorschulische Förderstrukturen nicht entwickelt.

„Bildung beginnt vor der Geburt“

Was ist zu tun? Das Umfeld für werdende Mütter und junge Familien muss möglichst stressfrei gestaltet werden. Da partnerschaftliche Probleme einen der größten Stressfaktoren ausmachen, müssen Eltern auch als die frühesten Lehrer der Kinder auf ihre Aufgaben in der Familie und den Umgang miteinander und dem Kind vorbereitet werden. Schwangere und junge Eltern dürfen keine finanziellen Nöte haben. Da Wissen um gute Partnerschaft auch in der gesamten Lern- und Arbeitswelt hilfreich ist, sollte es allen, so auch potentiellen Eltern, schul- und studienbegleitend vermittelt werden. Alle Angebote müssen allen Bürgern zur Verfügung stehen, um Chancengleichheit in unserem Staat zu verwirklichen. Entsprechend der Wichtigkeit der frühen Entwicklungsphase der Kinder sollten Erzieherinnen umfassend qualifiziert und entsprechend bezahlt werden.
In allen Kulturen ist die Geburt eines Kindes ein lebensveränderndes Ereignis. Sie ermöglicht den Bemühungen um Integration anderer Kulturen in unsere Gesellschaft einen besonderen und zu nutzenden Zugang. Da alle beschriebenen Maßnahmen der Solidargemeinschaft nutzen, müssen sie auch von dieser finanziert werden.
Langfristig sind Verbesserungen auf vielen Feldern, die heute Sorgen bereiten, mit einem hohen Rückfluss der Investitionen und einer Stärkung von Gesellschaft und Wirtschaft durch eine bessere Bildung zu erwarten.

Prof. em. Dr. Ludwig Spätling

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